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Beiträge zum Fließgewässerschutz IV
20 Jahre Renaturierung von Bächen und Flüssen in Niedersachsen
Heft 1/13, 52 S., 4,- €, Download als PDF in der Infospalte
Beiträge
- Vorwort
- DAHLMANN, I. & P. SELLHEIM: Fließgewässerrenaturierung in Niedersachsen – wie alles begann
- SELLHEIM, P.: 20 Jahre Fließgewässerrenaturierung in Niedersachsen - und wie erfolgreich waren wir? Eine fachliche Bilanz
- SCHATZ, J.: 20 Jahre Förderung der naturnahen Gewässergestaltung in Niedersachsen – die Umsetzung
- RASCHKE, M.: Gewässerentwicklung in Nordrhein-Westfalen – der Fahrplan zur Umsetzung
- FLASCHE, K.: Fließgewässerrenaturierung und Fließgewässerprogramm im kommunalen Bereich
- HENNIES, G.: Erfahrungen mit 20 Jahren Maßnahmenumsetzung bei der Fließgewässerrenaturierung aus Sicht der Unterhaltungsverbände
- WÖHLER, J.: Der Blick nach vorn – Wie kann es weitergehen auf dem Weg zum guten Zustand?
- Kurzmitteilungen
- 20 Jahre Naturschutzstation Unterelbe
- Nachruf auf Alfred Montag
Vorwort
Die systematische Förderung von Renaturierungsprojekten an Fließgewässern in Niedersachsen begann im Jahre 1992 mit der Einführung des Fließgewässerprogramms – im vergangenen Jahr „feierte“ das Programm seinen 20-jährigen Geburtstag. Zahlreiche kleinere und größere Maßnahmen sind bislang an den niedersächsischen Bächen und Flüssen geplant, gefördert und umgesetzt worden.
So blicken wir zurück auf über zwei Jahrzehnte Gewässerrenaturierung und Maßnahmenumsetzung. Grund genug, um Bilanz zu ziehen. Und genau darum geht es im vorliegenden Heft. Waren wir erfolgreich? Wo stehen wir heute in Zeiten der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)? Was haben wir in den vergangenen 20 Jahren erreicht – und was nicht? Welche Erfahrungen haben wir gemacht – und was ergibt sich daraus für die Zukunft?
Mit der Beantwortung dieser und weiterer Fragen rund um das Thema Fließgewässerrenaturierungen in Niedersachsen und 20 Jahre Maßnahmenumsetzung befasste sich eine zweitägige Fachtagung an der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz (NNA), die in Kooperation mit dem Geschäftsbereich Naturschutz des NLWKN Ende September 2012 in Camp Reinsehlen stattfand. Etwa 100 Tagungsteilnehmer aus den verschiedenen Bereichen der Wasserwirtschafts- und Naturschutzverwaltung auch anderer Bundesländer, aus Planungsbüros sowie von Naturschutz- und Unterhaltungsverbänden waren gekommen, um den aktuellen Stand der Gewässerentwicklung in Zeiten der WRRL zu erörtern und sich über die in vielen Jahren Maßnahmenumsetzung gewonnenen Erfahrungen auszutauschen.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die fachliche Bilanzierung der bisherigen Bemühungen zur ökologischen Verbesserung unserer Fließgewässer auch über die Landesgrenzen hinweg und die intensive Diskussion der Erkenntnisse aus der jahrelangen Umsetzungspraxis – gerade im Lichte der neuen Anforderungen der WRRL.
Das vorliegende Heft beinhaltet eine Zusammenstellung von Beiträgen verschiedener Autoren, die auf dieser Tagung zwei Jahrzehnte Gewässerrenaturierung jeweils aus den verschiedenen Blickwinkeln und Betroffenheiten beleuchten und ihre Sicht der Dinge darstellen. So wird in den verschiedenen Beiträgen der Bogen geschlagen von den Anfängen des Fließgewässerprogramms zu Beginn der 1990er Jahre über die Darstellung und Analyse der konkreten Maßnahmenumsetzung und fachlichen Bilanzierung der jahrzehntelangen Renaturierungsbemühungen bis hin zu den Perspektiven der Gewässerentwicklung in Zeiten der WRRL. Die Erfahrungen mit der bisherigen Maßnahmenumsetzung im kommunalen Bereich werden dabei ebenso dargestellt wie die Einschätzung von 20 Jahren Gewässerrenaturierung aus Sicht der Unterhaltungsverbände in Niedersachsen. Ein Beitrag aus Nordrhein-Westfalen ermöglicht den Blick über den Tellerrand.
Allen Beiträgen gemeinsam ist: Sie zeigen einen vielgestaltigen Ausschnitt aus dem Alltag der Umsetzungspraxis der Gewässerentwicklung und den mit der 20-jährigen Programmumsetzung gemachten Erfahrungen. Sie dokumentieren damit in eindrucksvoller Weise die allseits vorhandenen Bemühungen um den Schutz und die Verbesserung unserer Fließgewässer und vermitteln einen Eindruck von den Aktivitäten zur Entwicklung der heimischen Bäche und Flüsse.
Dies alles sind wichtige und richtige Schritte auf dem Weg zum guten Zustand der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Denn – so viel ist gewiss – es wird angesichts der noch bestehenden Probleme weiterer großer Anstrengungen bedürfen, um eine nachhaltige ökologische Verbesserung unserer Fließgewässerlandschaften zu erreichen. Und: Schutz und Entwicklung von Fließgewässern ist eine umfassende gesellschaftliche Aufgabe – eine Generationenaufgabe.
Möge dieses Heft dazu beitragen, diesem Ziel näher zu kommen.
Peter Sellheim
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Fließgewässerrenaturierung in Niedersachsen – wie alles begann
von Irene Dahlmann und Peter Sellheim
1 Gewässerschutz Ende der 1980er Jahre
1.1 Pilotprojekt „Bewirtschaftungsplan Leine“
1.2 Modellvorhaben „Naturnahe Gestaltung der Bewer“
2 Entwicklung des Fließgewässerschutzsystem
3 Einführung des Fließgewässerprogramm
4 Anfänge der Programm- und Maßnahmenumsetzun
5 Zusammenfassung
6 Summary
7 Literatur
Zusammenfassung
Der Schwerpunkt der Sanierungsmaßnahmen an Fließgewässern lag Ende der 1980er Jahre in der Verbesserung der Gewässergüte durch verstärkte Abwasserreinigungsmaßnahmen. Langsam setzte in der Wasserwirtschaftsverwaltung ein Umdenken ein, das zu einer stärkeren Berücksichtigung morphologische Aspekte und zur naturnahen Gewässerentwicklung führte.
Im Pilotprojekt „Bewirtschaftungsplan Leine“ wurden erstmalig in Niedersachsen auch naturschutzfachliche Anforderungen an ein Gewässersystem formuliert, die die Grundlage für das 1989 entwickelte Fließgewässerschutzsystem bildeten. Dieses Fließgewässerschutzsystem bildete die Basis für das " Niedersächsische Fließgewässerprogramm“, ein Gemeinschaftsprogramm der niedersächsischen Wasserwirtschafts- und Naturschutzverwaltung, das auch heute noch auf der Grundlage einer eigenen Förderrichtlinie des Umweltministeriums umgesetzt wird.
Summary
In the late 1980s, restoration measures for running waters mainly aimed at raising the water quality by improving the waste water management. However, subsequently also morphologic aspects were taken into account which led to the development of an ecological concept for the restoration of water courses.
The pilot project ‘Managementplan Leine’ was the first study that set out specific requirements for the ecological improvement of water courses from the perspective of nature conservation. These requirements provided the basis for the development of a protection system for water courses in 1989 which in turn provided the basis for ‘Lower Saxony’s programme on protection and management of running waters’. This programme, financed by the Ministry of Environment of Lower Saxony, still is the common tool of the state’s water management and nature conservation authorities to restore our water courses.
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20 Jahre Fließgewässerrenaturierung in Niedersachsen - und wie erfolgreich waren wir? Eine fachliche Bilanz
von Peter Sellheim
Inhalt
1 Einführung
2 Geplant, gefördert und umgesetzt – das Fließgewässerprogramm im Jahr 2012
3 Erfolgreich oder nicht? Die Programmbilanz nach 20 Jahren
3.1 Erfolge und Erreichtes – vieles hat sich entwickelt
3.2 Wie wirksam waren die Maßnahmen?
3.3 Unerreicht und entwicklungsbedürftig – vieles bleibt zu tun
4 Perspektiven
5 Zusammenfassung
6 Summary
7 Literatur
Zusammenfassung
Vor 20 Jahren ist das Niedersächsische Fließgewässerprogramm ins Leben gerufen worden – lange vor Inkrafttreten der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen sind seitdem an niedersächsischen Bächen und Flüssen geplant, gefördert und umgesetzt worden. Das Ziel: mehr Naturnähe für unsere Bäche und Flüsse – und die Wiederherstellung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit der heimischen Gewässerlandschaften mit ihren Lebensgemeinschaften.
Nach zwei Jahrzehnten Gewässerrenaturierung ist es nun Zeit für eine Standortbestimmung und fachliche Bilanzierung – denn es hat sich viel getan in diesen 20 Jahren. Zwar ist unstrittig, dass die in den zurückliegenden Jahren umgesetzten Renaturierungsprojekte zu manchen Verbesserungen an unseren Fließgewässern geführt haben. Aber reicht dies auch aus, um die anspruchsvollen Ziele der WRRL zu erreichen?
Vor diesem Hintergrund wird im vorliegenden Beitrag der Frage nachgegangen, wie erfolgreich die bisherigen Bemühungen zur ökologischen Verbesserung und Entwicklung unserer Fließgewässer waren, was wir bisher erreicht haben – und was nicht.
Dargestellt und diskutiert werden die aus der jahrelangen Renaturierungspraxis bei der Gewässer- und Auenentwicklung in Niedersachsen gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse sowie der heutige Umsetzungsstand des Fließgewässerprogramms. Dabei widmet sich der Beitrag auch der Diskussion um die Wirksamkeit von Maßnahmen angesichts der Anforderungen der WRRL. Es wird aufgezeigt, dass die bisherigen Renaturierungsbemühungen auch dazu beitragen, die Ziele der WRRL zu erreichen. Die positiven Entwicklungen, die bisher erreichten Erfolge und die entsprechenden Erfolgsfaktoren werden dabei ebenso beschrieben wie die nach wie vor bestehenden großen Probleme an unseren Gewässern und die Defizite in der Maßnahmenumsetzung. Denn vieles bleibt zu tun, und es wird großer Anstrengungen bedürfen, um eine nachhaltige ökologische Verbesserung unserer Fließgewässerlandschaften und den geforderten guten ökologischen Zustand zu erreichen.
Summary
20 years ago ‘Lower Saxony’s programme on protection and management of running waters’ was established – long before the Water Framework Directive (WFD) took effect. Since then numerous restoration measures have been developed, funded and implemented along streams and rivers in Lower Saxony. They all aim at re-creating near-natural conditions in our typical riverine landscapes by enhancing their biodiversity, characteristic features and beauty.
After two decades of restoration of water courses it is time to take stock of what has been achieved and what further progress needs to be made on the issue. Especially with regard to the ambitious objectives defined in the WFD the effectiveness of the programme needs to be discussed and re-assessed.
In this context this article outlines the efforts made over the past 20 years in order to enhance the ecological quality of our streams and rivers by giving an overview of what has been achieved and what remains to be done.
Apart from presenting the programme’s current state of implementation, the author gives an insight into the experience gained in years of practical work in the field of ecological restoration of riverine landscapes. It is shown that the measures taken have already contributed to achieve the objectives of the WFD. The article describes positive developments and points out key factors of success as well as discussing unresolved problems and shortcomings in the implementation of measures. However, much remains to be done in order to achieve a sustained improvement of Lower Saxony’s alluvial landscapes and a good ecological status as defined in the Water Framework Directive.
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20 Jahre Förderung der naturnahen Gewässergestaltung in Niedersachsen - die Umsetzung
von Jens Schatz
Inhalt
1 Einführung
2 Die administrative Umsetzung des Fließgewässerprogramms 1992 bis 2004
3 Die administrative Umsetzung des Fließgewässerprogramms 2005 bis 2012
4 Gesamtbilanz 1992 bis 2011 und aktuelle Situation 2012
5 Maßnahmenförderung und Bearbeitungskapazitäten – Erfahrungen aus der langjährigen Umsetzung
6 Was wurde bisher vom Fließgewässerprogramm umgesetzt?
7 Ausblick – Wie geht es weiter?
8 Zusammenfassung
9 Summary
10 Literatur
Zusammenfassung
Die freiwillige Umsetzung von Maßnahmen im Rahmen des Niedersächsischen Fließgewässerprogramms wird für den Zeitraum von 1992 bis 2012 bilanziert. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer Verwaltungsreform, die ab dem 01.01.2005 die Finanzierung und Umsetzung von Maßnahmen neu geregelt hat. Bis 2004 waren die Bezirksregierungen und das Landesamt für Ökologie zuständig, ab 2005 bis heute ist dies nunmehr der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
In der Zeit von 1992 bis Ende 2011 sind insgesamt ca. 1.200 Maßnahmen mit ca. 97. Mio. € über das Bau- und Finanzierungsprogramm Fließgewässerentwicklung durch das Land gefördert worden. Das sind im Mittel 4,85 Mio. € an Zuschuss für ca. 60 Maßnahmen pro Jahr. Mit einer Maßnahmenumsetzung auf diesem Niveau können die Ziele der WRRL, nämlich das Erreichen des guten Zustandes für die Oberflächengewässer, voraussichtlich nicht erreicht werden. Die Erfahrungen zeigen, dass in der Fließgewässerentwicklung unter den jetzigen Rahmenbedingungen max. 100 Maßnahmen pro Jahr landesweit bezuschusst werden können. Dafür wären 6-8 Mio. € an Zuschuss pro Jahr nötig. In welchem Umfang dies der Zielerreichung dient, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht befriedigend beantwortet werden.
Die in den Jahren 1992-2004 bezuschussten Flächenankäufe machen sich jetzt bezahlt und werden nunmehr für eigendynamische Entwicklungsprozesse und Auenentwicklung eingesetzt. Die Flächenknappheit nimmt immer mehr zu, sodass die angefangene Entwicklung leider nur von kurzer Dauer sein wird, wenn das Freiwilligkeitsprinzip bestehen bleiben soll.
Es ist in den letzten 20 Jahren in Niedersachsen durch das Fließgewässerprogramm gelungen, eine enge Kooperation von Naturschutz und Wasserwirtschaft auf allen Ebenen zu erreichen. Als Maßnahmenträger konnten ca. 1/3 der Unterhaltungsverbände sowie 1/3 der Landkreise gewonnen werden, aber auch einige Städte und Gemeinden treten regelmäßig als Träger auf. Die Bedeutung der Landkreise nimmt immer mehr zu, da sie die Koordination der Maßnahmenumsetzung eng als Genehmigungsbehörden begleiten. Sie unterstützen auch die „privaten“ Aktivitäten, die ohne Unterstützung des Landes stattfinden.
Summary
This article takes stock of the measures that have been implemented on a voluntary basis in the frame of Lower Saxony’s programme on protection and management of running waters in the years 1992 to 2012. It pays special attention to the fact that due to an administrative reform the administrational framework of the programme changed in 2005. Until 2004 the responsibility laid with the district governments and the Lower Saxony State Agency for Ecology. In 2005 it was transferred to the Lower Saxony Water Management, Coastal Defence and Nature Conservation Agency (NLWKN).
From 1992 to the end of 2011 approximately 1,200 measures have been implemented within the framework of the programme for which the state of Lower Saxony provided funds amounting to EUR 97 million. On annual average EUR 4.85 million have been spend on around 60 measures. Neither this amount of measures nor of funding is sufficient to achieve the objective of the Water Framework Directive (WFD) to obtain a good ecological status for all surface waters. Experience has shown that within the existing framework not more than 100 measures can be implemented and funded. That would require subsidies of EUR 6 to 8 million per year. To what extend this would contribute towards fulfilling the objectives of the WFD cannot be predicted with certainty at the present time.
Especially in the period from 1992 to 2004 it was possible to purchase land along running waters on which recovery processes could be initiated. This positive development is impaired by the increasing lack of available land and the existing principle of voluntariness.
In 20 years of the programme’s existence a close co-operation between water management and nature conservation has been developed at all levels. About one third of all measures have been implemented by the local associations of maintenance of waters, another third by the district’s authorities, but also municipalities implemented measures on a regular basis. The role of the district authorities is of increasing importance since they can effectively co-ordinate the process of implementation as licensing authorities. They also provide support for all activities that are carried out without support from the state.
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Gewässerentwicklung in Nordrhein-Westfalen – der Fahrplan zur Umsetzung
von Monika Raschke
Inhalt
1 Gewässerentwicklung bis 2000
2 Ausgangslage für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie
3 Umsetzungsfahrpläne
4 Vorläufige Ergebnisse der Umsetzungsfahrpläne
5 Ausblick
6 Zusammenfassung
7 Summary
Zusammenfassung
In Nordrhein-Westfalen haben Bemühungen zur ökologischen Verbesserung der Fließgewässer eine lange Tradition. Für die Praxis der Gewässerentwicklung und die Umsetzung von Renaturierungsmaßnahmen waren die in den letzten Jahrzehnten erarbeiteten konzeptionellen und programmatischen Fachgrundlagen sehr hilfreich. Sie wurden ebenso wie das Vorgehen bei der Maßnahmenumsetzung systematisch weiterentwickelt. Im Zuge der Bearbeitung der EG-WRRL wurde aber erkannt, dass die bisherigen Aktivitäten nicht ausreichen, um landesweit großräumige Gewässerverbesserungen zu erzielen und die Richtlinienziele zu erreichen.
Mit Einführung der von insgesamt 84 im kooperativen Planungsprozess erarbeiteten Umsetzungsfahrpläne, deren Umfang und Inhalte im vorliegenden Beitrag konkret beschrieben werden, sollen die Aktivitäten der Gewässerentwicklung gebündelt und konsequent auf die Zielerreichung der WRRL ausgerichtet werden – einschließlich der Handlungsträger und der zu erwarteten Umsetzungskosten.
Diese Umsetzungsfahrpläne liegen inzwischen landesweit nahezu flächendeckend vor. Über die entsprechenden Erfahrungen und Erkenntnisse und über die bei der Planerstellung auftretenden fachlichen Unsicherheiten und Defizite, aber auch über deren Erfolge wird berichtet.
Summary
Efforts to enhance the ecological status of water courses have always been considered important in North Rhine-Westphalia.
Thus, a thorough conceptual framework was developed, in order to improve the implementation of restoration measures. This technical basis proved to be particularly helpful to optimise the practical work. However, in the process of implementing the EC Water Framework Directive (WFD) the past activities turned out to be insufficient to achieve the objectives on a country-wide level.
Facing up to this new challenge, activities, financial resources, know-how and competences in the field of ecological restoration of watercourses were bundled. In cooperative planning processes 84 so-called “implementation roadmaps” have been developed. This article outlines scope and range of these implementation roadmaps which aim at achieving the objectives of the WFD.
By now the planning area of the roadmaps nearly covers the whole country. The author gives an insight in the experiences gained during the planning process. He reports on technical uncertainties and shortcomings as well as on positive achievements..
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Fließgewässerrenaturierung und Fließgewässerprogramm im kommunalen Bereich
von Katrin Flasche
Inhalt
1 Einleitung
2 Berührungspunkte von Fließgewässerrenaturierungsprojekten mit gemeindlichem Handeln
3 Hemmnisse bei der Umsetzung von Fließgewässerrenaturierungsprojekten aus Sicht der Städte und Gemeinden
4 Mehrwerte von Fließgewässerrenaturierungsprojekten für Städte und Gemeinden
5 Möglichkeiten der Verbesserung
6 Zusammenfassung
7 Summary
8 Literatur
Zusammenfassung
In 20 Jahren Fließgewässerrenaturierung in Niedersachsen ist einiges passiert und es konnten wertvolle Erfahrungen gesammelt werden. Dennoch gibt es auch nach 20 Jahren immer noch sehr viel zu tun.
Es gibt viele Berührungspunkte zwischen gemeindlichem Handeln und der Umsetzung der WRRL. Grundsätzlich stehen die Städte und Gemeinden der Umsetzung von Gewässerentwicklungsmaßnahmen aufgeschlossen gegenüber, zumal auch ein Mehrwert für Städte und Gemeinden aus der Umsetzung von Gewässerentwicklungsprojekten erwachsen kann. Dieser potenzielle Mehrwert und die Möglichkeit, Synergien zu nutzen, die sich aus der Verknüpfung zu anderen gemeindlichen Handlungsfeldern ergeben, hat aber bei den Städten und Gemeinden nicht dazu geführt, dass zahlreiche Maßnahmen in eigener Trägerschaft umgesetzt wurden.
Hemmnisse liegen insbesondere in der Gestaltung der Förderprogramme, der fehlenden Flächenverfügbarkeit, oftmals fehlenden fachlichen, zeitlichen und finanziellen Ressourcen und allgemein in der mangelnden gesellschaftlichen Wahrnehmung von Fließgewässerentwicklungsprojekten. Hier sind Wege zur Überwindung der Hemmnisse zu suchen. Durch die vielen kleinen und großen Projekte, die bislang in Niedersachsen umgesetzt wurden und werden, konnten wichtige Erfahrungen gesammelt werden. Die positiven Veränderungen im Landschaftsbild werden immer deutlicher und häufiger sichtbar, sodass die Akzeptanz für neue Projekte auch an anderen Orten in Niedersachsen steigt. So wird die Umsetzung von Maßnahmen in Zukunft hoffentlich immer leichter und mit gesellschaftlichem „Rückenwind“ möglich sein.
Summary
In 20 years of activities towards an ecological restoration of water courses in Lower Saxony a lot has happened and many experiences have been gained. Much remains to be done, though, even after two decades.
The implementation of the Water Framework Directive (WFD) is linked to activities on the local level at various points. In general, municipalities and cities are inclined to implement restoration measures along water bodies, considering the potential benefits on the local level. Despite these possible benefits and the synergies with other municipal activities, local authorities hesitate to carry out projects on their own responsibility for various reasons: On the one hand there are unfavourable funding conditions and limited availability of suitable sites. On the other hand there is lack of time, professional and financial resources as well as a lack of public awareness. Strategies to overcome these constraints need to be developed. However, by implementing a great number of measures along water courses in Lower Saxony, a lot of experiences could be gained. The positive changes in our riverine landscapes become more and more visible, which helps to increase public acceptance. Thus, implementing ecological measures will hopefully become easier in the future.
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Erfahrungen mit 20 Jahren Maßnahmenumsetzung bei der Fließgewässerrenaturierung aus Sicht der Unterhaltungsverbände
von Godehard Hennies
Inhalt
1 Ausgangslage 1992 und Erfahrungen mit dem Niedersächsischen Fließgewässerprogramm
2 EG-WRRL ab 2000
3 Ausblick
4 Zusammenfassung
5 Summary
6 Literatur
Zusammenfassung
Schon vor Inkrafttreten der Wasserrahmenrichtlinie haben sich die Verbände der Gewässerunterhaltung für den Naturschutz in und an ihren Gewässern engagiert. Zu fast zwei Dritteln aller Maßnahmen haben die Verbände die Vitalisierung im vorhandenen Profil, Gehölzentwicklung, Durchgängigkeit, eigendynamische Gewässerentwicklung u.v.m. zu Gunsten der Lebensräume in Flüssen und Bächen umgesetzt. Dabei hat die Förderung des Landes mit 90 % und 10 % Eigenanteil einen wesentlichen Anschub geleistet.
Die seit dem Beginn des Niedersächsischen Fließgewässerprogramms Anfang der 90er Jahre gemachten Erfahrungen sind durchaus positiv. Insbesondere die Zusammenarbeit in den Bearbeitungsgebieten hat der Maßnahmenumsetzung geholfen. Die vom Land maßgeblich geförderte Fortbildung führt langfristig zu Verhaltensveränderungen im operativen Geschäft. Leider ist der Bürokratieaufwand bei der Maßnahmenumsetzung so unverhältnismäßig hoch, dass er selbst engagierte Verantwortliche abschreckt. Hier ist unbedingt Abhilfe nötig.
Summary
Local associations for the maintenance of waters have been carrying out nature conservation measures along streams and rivers long before the Water Framework Directive took effect. More than two thirds of all measures implemented within the scope of ‘Lower Saxony’s programme on protection and management of running waters’ have been implemented by these associations. Their activities were enabled through the financial support provided by the programme: Lower Saxony State covers 90 % of the project expenses.
Since the programme started in 1993 the experiences gained were positive. Especially good collaboration on-site turned out to be essential for the success of projects. The vocational training, substantially funded by the state of Lower Saxony, led to a changed attitude towards nature conservation measures among the stakeholders.
Implementing measures within the scope of the programme, however takes far too much bureaucratic effort deterring even highly motivated professionals. Remedy is urgently being called for.
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Der Blick nach vorn – Wie kann es weitergehen auf dem Weg zum guten Zustand?
von Joachim Wöhler
Inhalt
1 Ausgangslage – das Fließgewässerprogramm heute
2 Handlungsbedarf
3 Umsetzungsstand und Zwischenbilanz
4 Perspektiven – so könnte es weitergehen
5 Zusammenfassung
6 Summary
Zusammenfassung
Nach 20 erfolgreichen Jahren Niedersächsisches Fließgewässerprogramm ist der Blick nun nach vorn zu richten. Trotz zahlreicher Aktivitäten und Vorhaben gilt daher weiterhin das Zitat aus dem Workshop der Flussgebietsgemeinschaft Weser aus 2011: "Zwischen den Maßnahmenprogrammen und der Umsetzungspraxis klafft eine Realisierungslücke“.
Die Ursachen hierfür sind vielfältig, es gibt nicht den einen Grund. Es wird jedoch zunehmend deutlich, dass die starke Fokussierung auf das Prinzip der freiwilligen Maßnahmenumsetzung in der bisherigen Form nicht zielführend war. Mangels erfolgversprechender ordnungsrechtlicher Alternativen lässt sich daher schlussfolgern, dass es hier des vermehrten Einsatzes zielgerichteter Steuerungselemente bedarf. Mit anderen Worten, die bisherige Form der Freiwilligkeit sollte in Richtung einer konsequent gelenkten Freiwilligkeit weiterentwickelt werden.
Summary
After 20 years of successful implementation of ‘Lower Saxony’s programme on protection and management of running waters’ it is time to look ahead. Even though numerous measures have been implemented, there is still a gap between the ideals outlined in the programme and its state of realization.
Reasons are manifold and no single cause to be named, but growing evidence suggests that an exclusive focus on the principle of voluntary implementation did not prove expedient.
With adequate regulatory instruments being not available, steering methods are being called for that warrant a more effective guidance of voluntary activities.
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Kurzmitteilungen
20 Jahre Naturschutzstation Unterelbe
Im Juni 2013 feierte die Naturschutzstation Unterelbe ihren 20-jährigen Geburtstag. Die Station wurde 1993 eingerichtet, damals noch als Außenstelle der ehemaligen Bezirksregierung Lüneburg. Das Konzept der Naturschutzstationen hat sich seit zwei Jahrzehnten sehr bewährt: Besonders wichtige und großräumige Schutzgebiete in Niedersachsen werden ortsnah betreut; inklusive einer kompetenten Beratungsleistung für andere regionale Akteure.
Der Erfolg der Naturschutzarbeit wird durch die Bestandssituation der Vogelwelt dokumentiert. Die Populationen vieler Brutvogelarten in den Schutzgebieten und auf den öffentlichen Naturschutzflächen an der Unterelbe konnten weitgehend stabil gehalten werden, während sie in großen Teilen Niedersachsens deutlich abgenommen haben. Im Betreuungsbereich der Station kommen Wachtelkönig, Kiebitz, Uferschnepfe, Rotschenkel und Wiesenpieper häufiger vor als in anderen Elbabschnitten. Zahlreiche Arten nordischer Gastvögel (z. B. Blässgans, Graugans, Nonnengans, Pfeifente, Zwergschwan) nutzen bevorzugt die öffentlichen Naturschutzflächen zur Nahrungssuche und zum Ausruhen.
Zugleich ist die Unterelberegion ein überregional bedeutender Wirtschafts- und Siedlungsraum, der von vielen verschiedenen Nutzungsinteressen geprägt wird. Im Netz der vielen handelnden Akteure nimmt die Naturschutzstation heute einen festen Platz ein. Mit Küstenschutz, Hafenwirtschaft, Wasserwirtschaft, Landwirtschaft, Jagd, Tourismus und anderen Fachrichtungen hat sich auf Ebene des Bundes, des Landes, der Landkreise und Gemeinden eine vertrauensvolle Zusammenarbeit etabliert. Hervorzuheben ist ferner die langjährige und gute Zusammenarbeit mit mehr als 80 Bewirtschaftern landeseigener Naturschutzflächen sowie mit den Deich- und Unterhaltungsverbänden.
Entscheidend für die im Grundsatz gegebene Akzeptanz der Naturschutzarbeit war und ist eine aktive Kommunikation und konsequente fachübergreifende Kooperation. Die hohe Vor-Ort-Präsenz gewährleistet eine gute und schnelle Erreichbarkeit.
Die Umsetzung des bis 2020 laufenden, von der Europäischen Union und dem Niedersächsischen Umweltministerium geförderten LIFE-Projektes „Wiesenvögel" (www.wiesenvoegel-life.de) und die Mitarbeit an der Umsetzung des im Jahre 2012 gemeinsam mit den Bundesländern Schleswig-Holstein und Hamburg erarbeiteten „Integrierten Bewirtschaftungsplans Elbe" (www.aestuare.niedersachsen.de) sind Arbeitsschwerpunkte der Naturschutzstation in den nächsten Jahren.
Weiter Infos unter: www.naturschutzstation-unterelbe.niedersachsen.de
.Nachruf auf Alfred Montag
Am 18. Juni 2013 ist Alfred Montag, langjähriger Mitarbeiter der Niedersächsischen Fachbehörde für Naturschutz, im Alter von 85 Jahren verstorben.
Alfred Montag wurde 1927 in der Vordereifel geboren, absolvierte zunächst eine Gärtnerlehre und studierte von 1952 bis 1959 Landespflege an der TU Hannover. Danach arbeitete er als freiberuflicher Landschaftsgestalter. Ab 1971 war er in der Fachbehörde für Naturschutz bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1990 tätig.
Er arbeitete zunächst im Bereich Biotopkartierung und fertigte zahlreiche Gutachten und Stellungnahmen an, die wesentliche Grundlage für die Ausweisung von Schutzgebieten und die Erstellung von Pflegeplänen wurden. Sein Schwerpunkt lag dann aber im Pflanzenartenschutz. Alfred Montag arbeitete mit bei der floristischen Kartierung Deutschlands und war Mitautor der ersten drei Fassungen der Roten Liste der Gefäßpflanzen Niedersachsens.
Den Bereich Pflanzenartenschutz in der Fachbehörde leitete er als Dezernatsleiter bis 1985 als Ein-Mann-Dezernat und konnte bis zu seiner Verabschiedung weitere vier Personen sowie wechselnde Zivildienstleistende und Praktikanten/innen in sein Dezernat einbinden. Dabei hat er sein umfangreiches vegetationskundliches, ökologisches und floristisches Wissen, gepaart mit exzellenten Ortskenntnissen über ganz Niedersachsen, gerne im Rahmen von Gesprächen und Exkursionsleitungen an andere weitergegeben. Alfred Montag hat das Niedersächsische Pflanzenarten-Erfassungsprogramm in der Fachbehörde für Naturschutz aufgebaut und war dienstlich wie privat einer der aktivsten Kartierer im Programm. Die erste Zwischenauswertung des „Atlas der gefährdeten Gefäßpflanzenarten in Niedersachsen und Bremen“ (1987) hat er intensiv gefördert.
Alfred Montag ging es stets um die Sache, er machte keinerlei Aufhebens um seine Person oder um seine Leistungen und Erfolge. Er nahm sich immer Zeit um anderen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und bewahrte auch in schwierigen Situationen Ruhe und Gelassenheit. Seine menschliche Art und sein trockener Humor waren seine Markenzeichen. Er feierte gern im Kollegenkreis, führte z. B. die Tradition der Faschingsfeiern am Rosenmontag als seinem „Namenstag“ in der Fachbehörde ein und motivierte die Kolleginnen und Kollegen über viele Jahre zum gemeinsamen Kegeln.
Sein Hauptbeschäftigungsfeld neben der Botanik war das Moor! Er war ein engagierter, versierter Moorschützer mit landesweitem Überblick und regionalem Schwerpunkt. In einigen Mooren in der Nähe Hannovers kannte er vermutlich jeden Quadratmeter persönlich. Er führte in der Hannoverschen Moorgeest über Jahrzehnte Wasserstandsmessungen mit großer Ausdauer und Akribie durch. Im Bissendorfer Moor beispielsweise ermittelte er von 1976 bis wenige Jahre vor seinem Tod im Abstand weniger Wochen die Wasserstände an zahlreichen Beobachtungspunkten und initiierte schon 1977 ein vegetationskundliches Monitoring.
Auch außerhalb der Dienstzeit war er besonders bei den Arbeitseinsätzen der Faunistischen Arbeitsgemeinschaft Moore (FAM) bei Entkusselungen und Aufstaumaßnahmen sehr aktiv. Er war ein Mentor für die FAM, der er von Beginn an (1972) angehört hat. Er brachte den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Anfang der 1970er Jahre das vegetationskundliche Kartieren bei und prägte sie mit seinem vegetationskundlichen Blick auf die Moore. Dadurch wurden wichtige Grundlagen für die nachfolgenden NSG-Ausweisungen geschaffen.
Alfred Montag war aber vor allem zuverlässig und permanent aktiv bei der Moorpflege. Er hat kaum einmal einen Pflegetermin in den FAM-Mooren versäumt und unermüdlich beim Grabenstau oder Entkusseln geholfen. Auch im Ruhestand war er in den Hochmooren der Hannoverschen Moorgeest und der Diepholzer Moorniederung weiter aktiv und setzte sich bis ins hohe Alter aktiv für den Naturschutz in Niedersachsen ein. Sein Name wird auch weiterhin eng mit dem Pflanzenarten- und Moorschutz in Niedersachsen verbunden bleiben.
Die Schriftleitung
Hier gibt es den Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen als PDF:
Artikel-Informationen
Ansprechpartner/in:
Veröffentlichungen
Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Göttinger Chaussee 76 A
D-30453 Hannover
Tel: +49 (0)511 / 3034-3305