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Brutvögel in der Niedersächsischen Elbtalaue
– Erfassungen im EU-Vogelschutzgebiet V37 „Niedersächsische Mittelelbe“ 2005-2011 –
Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen
von Jann Wübbenhorst, Claudia Peerenboom & Knut Sandkühler
Ein Besprechungsvorschlag für dieses Heft steht Ihnen hier als Download zur Verfügung.
Inhalt
1 Einleitung
2 Untersuchungsgebiet und Methode
2.1 Untersuchungsgebiet
2.2 Artenauswahl und Erfassung
2.3 Einschätzung des Erhaltungszustandes
3 Beschreibung ausgewählter Vogellebensräume
3.1 Elbstrom
3.2 Vorland der Elbe
3.3 Eingedeichte Auengebiete und Elbmarsch
3.4 Binnenseen und Altgewässer
3.5 Alte Laubwälder
3.6 Nadelwälder
4 Brutbestand und Entwicklung
4.1 Vorkommen und Bestandssituation der einzelnen Arten 2005-2011
- Schnatterente bis Rohrdommel
- Schwarzstorch bis Baumfalke
- Kranich bis Trauerseeschwalbe
- Turteltaube bis Kleinspecht
- Pirol bis Rauchschwalbe
- Feldschwirl bis Zwergschnäpper
- Braunkehlchen bis Ortolan
4.2 Zusammenfassende Bestandsentwicklung ausgewählter Brutvogelarten
5 Erhaltungszustand, Gefährdungsfaktoren und Schutzmaßnahmen
5.1 Erhaltungszustand der Brutvogelarten im Überblick
5.2 Vogelarten des Grünlandes
5.3 Vogelarten der Äcker und Brachen
5.4 Vogelarten der Gewässer und Feuchtlebensräume
5.5 Vogelarten der Wälder
5.6 Vogelarten der Gebüsche, Säume und Trockenbiotope
6 Bedeutung des Gebietes für den Vogelartenschutz aus landesweiter Sicht
6.1 Bedeutung im Landesvergleich
6.2 Leitarten für Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen
7 Zusammenfassung
8 Summary
9 Literatur
Zusammenfassung
Die niedersächsische Elbtalaue ist bis heute eine in weiten Teilen naturnah erhaltene Stromtallandschaft und zählt zu den am wenigsten verbauten großräumigen Flusslandschaften Mitteleuropas. Das Gebiet ist als Biosphärenreservat „Niedersächsische Elbtalaue“ geschützt, weite Teile davon auch als EU-Vogelschutzgebiet V37 „Niedersächsische Mittelelbe“.
In den Jahren 2005 bis 2011 wurden im EU-Vogelschutzgebiet V37 im Rahmen des niedersächsischen Monitorings in Natura 2000-Gebieten 68 Brutvogelarten untersucht, die entweder im Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie aufgeführt werden, gefährdet sind oder zu den wertbestimmenden Arten des EU-Vogelschutzgebietes zählen. Für 67 Brutvogelarten lassen sich Bestandszahlen und für 54 Arten Bestandsentwicklungen sinnvoll auswerten. Seit 1994 sind für gut ein Drittel dieser 54 Arten Bestandszunahmen zu verzeichnen, etwa 40 % weisen stabile Bestände auf und ein Viertel der Arten lässt eine deutlich negative Bestandsentwicklung erkennen.
Hervorzuheben sind die für das Gebiet besonders charakteristischen Arten mit großen Raumansprüchen. So weisen die Großvogelarten Weißstorch, Schwarzmilan, Seeadler und Kranich Bestandszunahmen auf und die Bestände von Schwarzstorch, Rohrweihe, Rotmilan und Baumfalke bewegen sich auf weitgehend stabilem Niveau.
Auffallend positive Entwicklungen zeigen die an Ackerlandschaften angepassten Arten Wiesenschafstelze, Grauammer und Ortolan. Auch bei weiteren Arten mit besonderen Habitatansprüchen, wie z. B. Drosselrohrsänger und Flussuferläufer, konnten überregional bedeutsame, positive Bestandstrends im Gebiet festgestellt werden. Die Feldlerche erreicht im Gebiet lokal herausragend hohe Siedlungsdichten.
Die Bestände der Limikolen des Feuchtgrünlandes (Kiebitz, Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Rotschenkel) weisen in den letzten Jahrzehnten meist starke Rückgänge auf. Uferschnepfe und Rotschenkel, deren niedersächsische Hauptverbreitungsgebiete allerdings außerhalb der Mittelelbe liegen, sind in jüngster Zeit als regelmäßige Brutvögel ganz verschwunden. Unter den Wiesenvögeln treten im Gebiet auf landesweiter Betrachtungsebene Bekassine und Wachtelkönig in besonders bedeutenden Brutbeständen auf.
Von besonders herausragender Bedeutung sind die entgegen dem bundes- und landesweiten Trend stabilen und hohen Bestände des stark gefährdeten Braunkehlchens. Das EU-Vogelschutzgebiet „Niedersächsische Mittelelbe“ ist im Vergleich der niedersächsischen Vogelschutzgebiete das mit Abstand wichtigste Gebiet für diese Art.
33 von 50 bewerteten Brutvogelarten erreichen einen günstigen Erhaltungszustand, für 17 Arten wird er als „ungünstig“ eingestuft. Brutvogelarten mit kontinental geprägten Lebensraumansprüchen haben an der Mittelelbe einen Verbreitungsschwerpunkt in Niedersachsen. So besiedeln beispielsweise Drosselrohrsänger und Grauammer mit jeweils über 80 % des Landesbestandes das Gebiet.
31 Vogelarten brüten mit einem vergleichsweise hohen Anteil ihrer niedersächsischen Gesamtbestände im EU-Vogelschutzgebiet V37 „Niedersächsische Mittelelbe“. Diese Vogelarten sind die „Leitarten“ für Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen, an deren Lebensraumansprüchen sich Maßnahmen für den Vogelartenschutz im Gebiet vorrangig orientieren sollten.
Summary
Large parts of the Elbe floodplain in Lower Saxony still bear the character of a semi-natural stream valley, making it one of the least affected river landscapes in Central Europe. Under the name of “Niedersächsische Elbtalaue”, the area is protected as a biosphere reserve with large parts thereof forming the EU Special Protection Area (SPA) V 37 “Niedersächsische Mittelelbe”.
Within the scope of monitoring NATURA 2000 sites in Lower Saxony, 68 species of breeding birds were surveyed, which either come under annex I of the EU Birds Directive, are threatened or counting among the species causal for declaring the SPA. For 67 of these species, population sizes can be given and evaluated, whereas for 54 species population trends can be ascertained. Since 1994, roughly 30 % of the latter show growing populations. Stable populations have been recorded for about 40 % of the species, whereas a quarter of all species show a pronounced negative trend in population development.
There are a number of outstandingly characteristic species with a particularly high demand on spatial resources. White Stork, Black Kite, White-headed Eagle and Crane are thriving species with growing populations. Largely stable populations are recorded with Black Stork, Marsh Harrier, Red Kite and Hobby.
Remarkably positive trends are seen with species of arable lands like Blue-headed Wagtail, Corn Bunting and Ortolan Bunting. Further species characterized by specific habitat demands, e.g. Great Reed Warbler and Common Sandpiper, also show upward trends in the area. The Field Lark shows extraordinarily high densities locally.
The populations of limicole species like Lapwing, Curlew, Black-tailed Godwit and Redshank have been particularly decreasing over the past decades. Having their main distribution outside the ‘Mittelelbe’ area, Black-tailed Godwit and Redshank have ceased to feature as regular breeding birds here. Of the limicoles, Snipe and Corn Crake hold breeding populations here that may be rated as ‘significant on state level’.
Contrary to supra-regional trends on state and federal level, the Whinchat shows stable and thriving populations of outstanding significance. Compared with all other SPAs in Lower Saxony, the EU-SPA “Niedersächsische Mittelelbe” is by far the most important one for this bird species.
33 out of 50 rated species of breeding birds attain the conservation status ’favourable’, whereas the status ’unfavourable’ applies to 17 species. For species with habitat demands of continental characteristics, the Mittelelbe area is one centre of distribution within Lower Saxony. More than 80 % of the lower saxonian populations of the Great Reed Warbler and the Corn Bunting concentrate here.
Of 31 bird species, comparatively high percentages of their lower saxonian populations breed in the EU-SPA V 37 ‘Niedersächsische Mittelelbe’. Serving as ‘pilot species’, management measures are intended to be taken in accordance with the habitat requirements of these species.
Artikel-Informationen
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