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Marschengewässer - Spezielle Maßnahmen zur Verbesserung der Durchgängigkeit

Seit einigen Jahren wird v.a. in Niedersachsen vor dem Hintergrund der EG-WRRL als ein Schwerpunkt zur Verbesserung der ökologischen Situation in nicht tideoffenen Marschengewässern die Optimierung der ökologischen Durchgängigkeit insbesondere für die Fische (& Neunaugen) angesehen. Die entsprechenden Maßnahmen erfolgen u.a. vor dem Hintergrund, dass Siele und Schöpfwerke in den Deichen „Einstiegs- bzw. Verbindungstore“ zwischen dem Meer und den Binnengewässern darstellen. Marschengewässer sind gleichzeitig oft wichtige Verbindungswege zu den in den Geestbereichen gelegenen Laich- und Aufwuchsgewässern verschiedener anadromer (zum Laichen aus dem Meer ins Süßwasser aufsteigende) Wanderfischarten. Die Situation bei der Optimierung der ökologischen Durchgängigkeit ist komplex, da zumindest außendeichs die Wasserstände im Gezeitenrhythmus stark schwanken und eine Hochwassersicherheit binnendeichs für die oftmals tiefer als der Meeresspiegel gelegenen, dicht besiedelten Marschengebiete zwingend gegeben sein muss. Fortschreitende Landsackungen und die Effekte des Klimawandels sind ebenfalls (vorsorglich) zu berücksichtigen.

Eine umfangreiche Studie zur Verbesserung der Durchgängigkeit und zur Vernetzung von Küsten- und Binnengewässern im niedersächsischen Küstenbereich wurde i.A. des NLWKN durch Bioconsult (2009) vorgelegt. Die Studie kann hier herunter geladen werden.

Inzwischen bestehen in diesem Zusammenhang enge Kooperationen mit Kolleg*innen u.a. aus den Niederlanden und im Kontext des trilateralen Schutzes des Wattenmeeres.

Elbe-Einzugsgebiet

Die im Auftrag des NLWKN, Betriebsstelle Stade erstellte Studie "Verbesserung der Fischdurchgängigkeit an Sielbauwerken und Schöpfwerken"; Beispielanwendung an den Marschengewässern Basbecker Schleusenfleth, Große Rönne und Landwettern kann hier (inkl. der Anhänge) herunter geladen werden. U.a. konnte durch die Herstellung einer Fischschleuse am Basbecker Schleusenfleth an der Oste eine Verbesserung der Durchgängigkeit erreicht werden.


Ems-Einzugsgebiet

Die FGG Ems hat eine Studie zur Durchgängigkeit der Vorranggewässer in der Flussgebietsgemeinschaft Ems anfertigen lassen, die auch die Marschengewässer im Bereich der Unterems einschließt.

Für den Bereich der Unterems wird im 2015 in Kraft getretenen "Masterplan Ems 2050" (MP-Ems 2015) unter Artikel 12 die Thematik der Verbesserung der Durchgängigkeit für das Gebiet der Unterems behandelt. An der Ems waren im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen allerdings auch schon vor Verabschiedung des MP-Ems Maßnahmen zur Verbesserung der Durchgängigkeit am Siel Petkum und am Sauteler Siel erfolgt.

Im Kontext des MP-Ems wurden inzwischen Maßnahmen am Siel und Schöpfwerk Knock und an der Schleuse in Oldersum gemeinsam mit den Betreibern umgesetzt. Weitere Maßnahmen, u.a. am Siel und Schöpfwerk Pogum sind in Planung.

  Bildrechte: NLWKN

An der Knock wurde 2018 in enger Zusammenarbeit mit dem "Erster Entwässerungsverband Emden" ein fischfreundliches Sielmanagement etabliert (Flyer Erster EV Emden). Damit wird das große, in weiten Teilen keine weiteren Querbauwerke aufweisende Einzugsgebiet bis zum Großen Meer und darüber hinaus für die Fische aus der Ems bzw. dem Wattenmeer besser erreichbar. Hauptzielarten sind hier, wie auch an den anderen Standorten, Dreistachlige Stichlinge, die im Küstenbereich in der Wanderform auftreten, junge Aale (Glasaale) und weitere Fischarten. Ein Status-Quo-Bericht zur Maßnahmenumsetzung an der Knock aus dem Jahr 2018 ist hier verfügbar.

An der Schleuse des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Ems-Nordsee in Oldersum werden seit 2019 in den Frühjahrs- und Herbstmonaten spezielle Fischsielungen betrieben. Auch dadurch wird die Durchgängigkeit verbessert und die Wanderungen für die Fische u.a. ins FFH-Gebiet des Fehntjer Tiefs erleichtert.

Fischsielungen werden ebenfalls am Siel und Schöpfwerk in Harlesiel an der ostfriesischen Wattemeerküste durch den Sielacht Wittmund durchgeführt, siehe eingebundenen Flyer. Auch hier zeigt sich, wie wichtig diese Maßnahmen für die Fische sind: Aufgestiegene Dreistachelige Stichlinge wurden inzwischen weit im Binnenland (im Südertief bei Ardorf) nachgewiesen.

Auch das Thema der Fischpassage durch Pumpen bzw. Schöpfwerke wurde viele Jahre vernachlässigt. Es ist aber gerade in den Marschgebieten an der Nordseeküste und entlang der Ästuare von besonderer Bedeutung, da sich hier eine große Anzahl an Schöpfwerken befindet. Besonders in den Niederlanden wurden in den letzten zwei Jahrzehnten verschiedene fischschonende Pumptechniken entwickelt. Auch einzelne deutsche Hersteller haben in den letzten Jahren die Entwicklung fischschonender Pumpen vorangetrieben (vgl. z.B. NLWKN Jahresbericht 2020.

Einen Überblick zu diesem aus Gründen der ökologischen Durchgängigkeit (vgl. EG-WRRL) und des Tierschutzes besonders relevanten Aspekt liefert der 2021 fertiggestellte und stetig fortgeschriebene "Leitfaden zur Verwendung fischschonender Pumpen" des NLWKN. Weiterhin wurden inzwischen verschiedene Fachartikel publiziert, die den Sachstand zu dieser Thematik (vgl. Wasserwirtschaft 218, Heft 2-3 bzw. zur auch deutschsprachig verfügbaren niederländischen Testnorm NEN 8775 zur Prüfung fischschonender Pumpen dokumentieren (vgl. Wasser und Abfall 2021, Heft 7-8.


Information Bildrechte: NLWKN

Information

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Dr. Oliver-David Finch

NLWKN Aurich
Oldersumer Straße 48
26603 Aurich
Tel: +49 4941 176-155

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