Informationen zu Biosphere Expeditions
Informationen zur Wolfsmonitoring-Bürgerwissenschaftler-Expedition in Niedersachsen
In Niedersachsen startete im Juni 2017 eine „ Bürgerwissenschaftler-Expedition“, bei der durch freiwillige Helferinnen und Helfer zusätzliche Daten für das offizielle Wolfsmonitoring des Landes gesammelt wurden. Projektpartner sind Biosphere Expeditions, das Wolfsbüro sowie die beteiligten Wolfsberaterinnen und Wolfsberater.
Informationen zum Projekt
1. Der Wolf ist eine EU-weit streng geschützte Tierart. Ziel des Landes Niedersachsen ist ein möglichst konfliktarmes Zusammenleben von Wolf und Mensch in der dicht besiedelten Kulturlandschaft Niedersachsens. Auf dieser Basis möchten die Projektpartner kooperativ mit Partnern und Einzelpersonen mit einem Interesse am Wolf, wie z.B. der Landesjägerschaft, Jagdausübungsberechtigten, Wald- und Landeigentümerinnen und -eigentümern, Schäferinnen und Schäfern, Weidetierhalterinnen und Weidetierhaltern, Wolfsberaterinnen und Wolfsberatern, etc. zusammenarbeiten. Das Land Niedersachsen begrüßt es, wenn Menschen sich für den Wolf interessieren und als freiwillige Helferinnen und Helfer ihre Kenntnisse und ihre Arbeitskraft für das Thema einsetzen möchten. Informationen über die Tiere und ihre Verhaltensweisen aus dem Monitoring sind eine wichtige Voraussetzung für eine Konfliktreduktion im Miteinander mit dieser Tierart.
2. Das Bürgerwissenschaftler-Projekt wurde durch die gemeinnützige Organisation Biosphere Expeditions über sieben Jahre hinweg entwickelt. Besonders intensiv war die Vorbereitungsphase in den letzten zwei Jahren vor Projektbeginn 2017 in Zusammenarbeit mit mehreren Wolfsberaterinnen und Wolfsberatern und den Projektpartnern. Dabei wurden auch andere Beteiligte und Interessierte über das Projekt informiert. Seit August 2016 waren Informationen über das Projekt auf www.biosphere-expeditions.org/deutschland öffentlich einsehbar.
3. Das Projekt wird auch in der Zeit vom 25. Juni bis 8. Juli 2022 sowie vom 16. bis 22. Juli 2022 zusätzliche Daten für das offizielle Wolfsmonitoring sammeln. Je mehr wissenschaftlich belastbare Daten zur Populationsgröße und -dynamik des Wolfs vorliegen, desto besser können z.B. Herden geschützt und somit Konflikte vermieden werden. Diese zusätzlichen Daten sind eine wertvolle Ergänzung für die wissenschaftliche Arbeit, genauso wie die Arbeit aller anderen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die wir wertschätzen und anerkennen. Die Zusammenarbeit beim Wolfsmonitoring zwischen dem Land Niedersachsen, der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. und den Wolfsberaterinnen und Wolfsberatern hat sich bewährt und wird durch temporär begrenzte Angebote wie diese nicht ersetzt, sondern ergänzt.
4. An der „Expedition“ nehmen Bürgerwissenschaftlerinnen und Bürgerwissenschaftler aus verschiedenen Ländern teil, die zeitlich gestaffelt in Gruppen von je zwölf Personen jeweils eine Woche vor Ort sind. Jede der Gruppen wird in mehrere Kleingruppen (2-4 Personen) aufgeteilt und im Gelände eingesetzt. Allgemeine Informationen zu Hintergründen und Altersstruktur der Bürgerwissenschaftler gibt es auf der Biosphere Expeditions Webseite (auf Englisch). An den Expeditionen in Niedersachsen nahmen zwischen 2017 und 2020 insgesamt über 100 Personen aus 15 Ländern teil (Australien, Belgien, China, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Indien, Island, Kanada, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Schweiz, Singapur, USA). Im Jahr 2020 wurde die Expedition in einem sehr kleinen fünftägigen Rahmen durchgeführt und 2021 fand aufgrund der Corona-Pandemie keine Expedition statt.
Nach intensiver zweitägiger Schulung durch das NLWKN-Wolfsbüro, Wolfsberaterinnen und Wolfsberater und die Expeditionsleitung von Biosphere Expeditions gehen die Bürgerwissenschaftlerinnen und Bürgerwissenschaftler vier Tage lang ins Feld, um aktiv Daten zu sammeln. Das Ziel der Feldarbeit ist insbesondere die Dokumentation und Sammlung von Losungsproben sowie die Dokumentation von Fährten. Andere Wolfshinweise oder Nachweise wie Haarproben oder zufällige Sichtungen sind nur in Ausnahmefällen zu erwarten und nicht Ziel der Expedition. In Ausnahmefällen, aber jeweils nur mit Zustimmung der örtlich Zuständigen, sollen auch Fotofallen aufgestellt werden. Die Daten und Proben werden vor Weiterleitung an die Landesjägerschaft und das Wolfsbüro durch Wolfsberaterinnen und Wolfsberater evaluiert und einer Qualitätsprüfung unterzogen, um den streng wissenschaftlichen Vorgaben des offiziellen Wolfsmonitorings zu genügen. Die Kleingruppen gehen ihrer Monitoring-Tätigkeit nur auf öffentlichen Straßen sowie öffentlich zugänglichen Feld- und Waldwegen nach. Die Suche auf Feld- und Waldwegen ist im Wolfsmonitoring eine übliche Methode, da Wölfe bevorzugt solche Wege nutzen, um ihr Territorium energiesparend zu durchqueren und zu markieren. Eine Suche im Unterholz dagegen wäre wenig erfolgsversprechend.
5. Das Konzept der Bürgerwissenschaft (engl. citizen science) ist in Deutschland noch weitgehend unbekannt. Es ist eine weltweit erprobte und anerkannte Methode, um wissenschaftlich wertvolle und valide Felddaten, u.a. im Natur- und Artenschutz zu sammeln und um Bürgerinnen und Bürger intensiv in den Naturschutz einzubinden und diesen gegebenenfalls auch mitzufinanzieren (siehe auch die Biosphere Expeditions - Webseite auf Deutsch und Englisch).
6. Das Konzept von Biosphere Expeditions besteht darin, Naturschutz-Projekte weltweit mithilfe des Arbeitseinsatzes und der Finanzierung durch interessierte Laien zu verwirklichen. Die Bürgerwissenschaftlerinnen und Bürgerwissenschaftler helfen also auf zwei Ebenen: Durch das Sammeln valider Felddaten und mit ihrem Expeditionsbeitrag, der das jeweilige Projekt finanziert. Gerade im Zeitalter der zurückgehenden Fördergelder für Naturschutzprojekte sind solche Bürgerwissenschafts-Projekte eine immer wichtiger werdende Quelle von validen Daten und Erfolgen im Naturschutz. Die gemeinnützige (s.u.) Organisation Biosphere Expeditions garantiert hierbei, dass Expeditionsbeiträge weltweit im Durchschnitt zu zwei Dritteln für das Projekt verwendet werden, um damit Personal, Kost und Logis, Fahrzeuge, Treibstoff, Forschungsausrüstung, Unterrichtsmaterialien, Reisekosten, Forschungsberichte, Nachbereitung, Kampagnen, etc. zu finanzieren. Die Expeditions-Ausrüstung wird nach Ende der „Expedition“ “ Wolfsberaterinnen und Wolfsberatern kostenfrei zur Verfügung gestellt (z.B. Kamerafallen). Biosphere Expeditions führt solche Expeditionen in der ganzen Welt seit seiner Gründung im Jahr 1999 durch und hat mittlerweile eine lange Liste an Errungenschaften und Auszeichnungen vorzuweisen. Details zur Mittelverwendung werden von Biosphere Expeditions in einem Expeditionsbericht freiwillig offengelegt, der nach jedem Expeditionsprojekt veröffentlicht wird. Auch für die Expeditionen in Deutschland gibt es ca. sechs bis zehn Monate nach Expeditionsende einen solchen Bericht (s. Pkt. 9). Weitere Details zu den o.g. Sachverhalten gibt es auf der FAQ-Seite von Biosphere Expeditions (in Deutsch und Englisch).
7. Biosphere Expeditions ist kein Reise- oder Tourismusunternehmen, sondern eine gemeinnützige Naturschutzorganisation, in Deutschland z.B. als gemeinnütziger e.V., in den USA als sog. „501(c)(3) charity“, in England als „non-profit Ltd“ oder in Frankreich als „association à but non lucrative“. Weitere Details dazu gibt es auf der Biosphere Expeditions Webseite (auf Englisch).
8. Im Rahmen der Projekte von Biosphere Expeditions werden u.a. auch Einkommensquellen für Menschen und Firmen vor Ort geschaffen, Nachwuchswissenschaftler ausgebildet, Menschen sensibilisiert und ausgebildet, Presse- und Aufklärungsarbeit (z.B. durch die Zusammenarbeit mit den Medien, die die Expeditionen begleiten) betrieben. In Deutschland zieht das Wolfsmonitoring Menschen aus der ganzen Welt an (s.o.), die sich in unserer Heimat aktiv für den Wolf mit ihrer Arbeits- und Finanzkraft einsetzen wollen und sich für die Natur und Kultur unseres Landes interessieren. Wir danken diesen Menschen für ihr Interesse und ihr Engagement und sind zutiefst davon überzeugt, dass deren uneigennütziger Einsatz, ebenso wie der ehrenamtliche Einsatz der Wir danken diesen Menschen für ihr Interesse und ihr Engagement und sind zutiefst davon überzeugt, dass deren uneigennütziger Einsatz, ebenso wie der ehrenamtliche Einsatz der Wolfsberaterinnen, lobens- und unterstützenswert ist.
9. Die Expeditionen werden nach streng wissenschaftlichen Gesichtspunkten organisiert, u. a. den deutschlandweiten Monitoring-Standards, die auch für Niedersachsen gelten. Die Ergebnisse, die die Expeditionen bis jetzt geliefert haben, sind beachtlich (s. auch Berichte der Expedition 2017, 2018 und 2019).
10. Im Sinne einer kooperativen Zusammenarbeit zum Wohle der Koexistenz mit dem Wolf in Niedersachsen und um etwaige Ängste und Vorbehalte abzubauen, laden die Projektpartner interessierte Partner, Verbände, Medienvertreter und Menschen ein, sich die Arbeit der Expedition im Feld anzusehen. Wir würden uns ebenfalls freuen, von weiteren Wolfsberaterinnen und Wolfsberatern in der Region zu hören, die an einer Zusammenarbeit Interesse haben. Anfragen bitte jeweils an deutschland@biosphere-expeditions.org.
11. Die o.g. Projektpartner freuen sich auf eine kooperative, konflikt- und vorurteilsfreie, faktenbasierte Zusammenarbeit mit allen, die ein Interesse am Thema Wolf in Niedersachsen haben. Wir glauben, dass der Weg zum Erfolg in Wissenschaft und Naturschutz über professionelle Zusammenarbeit und respektvollen Umgang miteinander führt und laden alle Interessensgruppen herzlich dazu ein.
Weitere Informationen über Biosphere Expeditions:
http://www.biosphere-expeditions.org/
http://www.biosphere-expeditions.org/volunteeringingermany
Weitere Informationen über das Wolfsbüro im NLWKN:
www.wolfsbuero.nlwkn.niedersachsen.de
Weitere Informationen zum Wolfsmonitoring in Niedersachsen:
http://www.wolfsmonitoring.com